Wasser und Wein

Wasser und Wein

10 Juli 2013

Dass die Charaktere von Das Salz der Erde den ganzen Tag Wein und Bier trinken und oft schon morgens damit anfangen, mag manchen Leser befremden. Haben die Figuren alle ein Alkoholproblem? Nein, der regelmäßige Konsum von Wein und Bier entspricht schlicht den mittelalterlichen Trinksitten – für die es handfeste hygienische Gründe gab.

Natürlich trank man im Mittelalter auch Wasser. Besonders in den Städten musste man jedoch immer damit rechnen, dass das Trinkwasser durch Sickergruben, Misthaufen und „unsaubere“ Gewerbe in der Nähe des Brunnens verunreinigt war. Zwar versuchten die Stadtverwaltungen, Brunnen, Quellen und deren unmittelbare Umgebung durch scharfe Verordnungen und andere Schutzmaßnahmen rein zu halten, doch diese Bemühungen stießen in der dicht besiedelten Stadt mit ihren engen Gassen und dem chronischen Platzmangel schnell an ihre Grenzen.

Wenn man Wein und Bier trank, war also die Gefahr geringer, dass man sich eine Vergiftung durch Fäkalkeime und dergleichen zuzog. Ergänzend muss man sagen, dass der Alkoholgehalt von Wein im Mittelalter wesentlich geringer war als heute – er lag nur bei etwa 7 bis 10 %. Zudem verdünnte man den Wein besonders vormittags mit (abgekochtem) Wasser.

Die Qualität des mittelalterlichen Weines dürfte oftmals bescheiden gewesen sein. Um den Geschmack aufzubessern, gab man deshalb Honig und verschiedene Gewürze hinzu, beispielsweise Zimt, Nelken, Safran und Ingwer. Viele Gewürze waren teuer, somit war „Würzwein“ ein Luxus, den sich nur reiche Adlige, Patrizier, Kirchenherren und betuchte Kaufleute leisten konnten.

Übrigens hatte Wein im Mittelalter auch eine starke rituelle Bedeutung, nicht nur als Messwein. Besuchern kredenzte man ihn als Willkommenstrunk; Verträge, Pakte und andere wichtige Vereinbarungen wurden besiegelt, indem die Vertragspartner miteinander anstießen.

Dieser Text ist Teil einer Artikelserie, die sich mit den historischen Hintergründen von Das Salz der Erde beschäftigt. Jede Woche erscheint ein neuer Artikel.

2 Kommentare

doris schnell

07.09.2013 10:32

Hallo Herr Wolf oder? Ich lebe in Ungarn und habe Ihr Buch "Das Salz der Erde" mit goßem Interesse gelesen. Da ich viele historische Bücher und auch Kommentare sowie Sachbücher hierzu kenne, kann ich nur sagen: sehr genau und gut. Nur eine Formulierung fällt mir immer wieder auf: "schlurfen". Hu - wie kann ein jungern Mann wie Michel "Schlurfen"? Müde, nachdenlich usw. durch den Ort gehen? Aber "schlurfen" - das klingt nach einem Hundertjährigen und aufwärts. Ich selbst bin 70 und "schlurfe" nie! Beste Grüße Doris Schnell
Daniel Wolf

08.09.2013 12:23

Liebe Frau Schnell,   vielen Dank für Ihren Kommentar! Wir scheinen unterschiedliche Vorstellungen davon zu haben, wie "schlurfen" konkret aussieht. Ich finde schon, dass auch ein junger Mensch schlurfen kann, wenn er erschöpft, müde oder niedergeschlagen ist. Für mich hat das nicht unbedingt etwas mit dem Alter des "Schlurfers" zu tun.   Herzliche Grüße Daniel Wolf
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